Tuesday, January 24, 2006

A la recherche du plaisir perdu

Was ist eigentlich aus den Maccheroni geworden? Ich denke an die spaghettilangen, jedoch röhrenförmigen und dabei ziemlich dicken, selbst im fast durchgekochten Stadium noch recht schwierig handzuhabenden Nudeln (wehrten sie sich nicht geradezu wie lebende Wesen gegen ihre Verbringung in den Mund und sprangen nicht allzu häufig wie von mehlspeislicher Todesangst besselt von der Gabel, dabei den ihnen anhaftende sugo nicht selten wild umherspritzend?); die sich, seien wir ehrlich, als einzige wirklich dazu eigneten, aus ihnen, zusammen mit frischen Tomaten, Sahne und geriebenem Egal-was-für-ein-Käse einen Auflauf zu machen, der uns in unserer Jugend ein so einfaches wie unvergessliches Vergnügen bereitete, dem wir noch heute nachlaufen, nur um immer wieder festzustellen, das wir es doch niemals erreichen werden?
Nicht einmal Barilla verzeichnet überhaupt noch eine einzige Maccheroni-Sorte in ihrer, auf ihrer Homepage zu konsultierenden Produktpalette.
Habe seit neuestem einen Verdacht (neige, wie Menschen, die mich kennen es wissen, nicht zu Verschwörungstheorien, deshalb ist es auch eine eher unspektakuläre Erklärung, die ich anbieten kann): Fand folgende Definition in einem Wörterbuch:

mac|che|ró|ne
s.m.
1 AD spec. al pl., tipo di pasta alimentare di produzione industriale a forma di tubo, di varia lunghezza e dimensione | RE merid., denominazione generica di ogni tipo di pasta alimentare, lunga o corta, forata o meno

Und, und das erklärt vielleicht das Verschwinden der einst so beliebten und geliebten Nudel:

2 CO estens., uomo sciocco e senza particolari qualità: essere un m.
Varianti: maccarone

Bleibt natürlich die Frage, warum es in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts niemanden gestört zu haben scheint, dass man dumme Nudeln ohne besondere Qualitäten aß. Auch hierfür ließe sich sicher eine Erklärung finden, doch fürchte ich, dass sie mich recht traurig stimmen würde, da sie doch darauf hinausliefe, dass man sich heute viel weniger um den Geschmack eines Produktes schert als um den Namen und den Grad der Distinktion, der durch seinen Konsum zu erreichen ist.
(Weiteres Beispiel und Beleg: Wie sonst ist es zu erklären, dass sich Tausende deutscher Schwachköpfe ihren (meist auch noch fade schmeckenden) Michkaffe freiwillig in einem Glas servieren lassen, das man stundenlang nicht anfassen kann, weil der Inhalt, so fade schmeckend er auch sein mag, zumindest kochend heiß ist? Antwort: Weil es eben irgendwann in Mode kam, seinen Michkaffee eher italienisch-spanisch angehaucht, statt französisch angehaucht zu trinken. Zusatz: Auch in Portugal bekommt man den (dort galão genannten) Milchkaffee meist in einem; fade schmeckt er auch (was nicht verwundern kann, da er aus alten Kaffeeresten und unaufgeschäumter Milch bereitet wird), nur ist er immerhin auch lauwarm, was die Verwendung eines Glases nicht ganz so hirnrissig erscheinen lässt)).

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