Sunday, February 27, 2005


Schnee in Berlin Posted by Hello

Sunday, February 20, 2005

Glücksmoment

Harald Schmidt als Hitler, der die Jugend vor dem Wählen rechtsextremer Parteien warnt. Endlich wieder einer der Momente, in denen man denkt, dass er nicht noch besser werden kann. Kann er, und auch in der ARD.

Saturday, February 19, 2005


Unsere geistigen Wurzeln Posted by Hello

Wednesday, February 16, 2005

Es gibt viel zu tun

Schwach erinnere ich mich in diesen Tagen, dass ich am Beginn dieses Projektes einmal davon schrieb, mich nur einmal so fühlen zu wollen, wie ein normaler Arbeitnehmer mit einer geregelten Arbeitszeit. Nun weiß man ja, dass es diese kaum noch gibt, weil sie alle um ihren Arbeitsplatz fürchten und deshalb so freiwillig wie unbezahlt 20 Stunden die Woche mehr arbeiten. Diesem Zustand nähere ich mich momentan an. Habe sehr sehr viel zu tun, alles auf einmal und auch alles zugleich, so dass es gar nicht möglich wäre, eines nach dem anderem zu erledigen, so wie man es sich vorstellte, wenn man nicht wüsste, dass all die tollen Zeitmanagementtools und -programme auch nur dazu dienen, einem die Unmöglichkeit einer zu jeder Zeit perfekten Projektplanung effektiv vor sich selbst zu verschleiern.
Wenig Zeit also und trotzdem: Tatsächlich scheint es so, als könne man - zumindest für eine bestimmte Zeit - in den Zustand zurückgelangen, den man das letzte Mal im Studium kennen gelernt hat, nämlich den der höheren Freizeitwertschätzung und sinnvolleren Verwendung ebenjener durch permanente und intensive Arbeitsbeanspruchung (so zwischendurch wenigstens noch eine gewisse Menge an Freizeit übrigbleibt).
Der Umstand, dass ich all dies gerade zu Bildschirm brachte, mag letzteres für den ein oder anderen in Frage stellen.

Wednesday, February 09, 2005


Rosenmontag, abends Posted by Hello

Thursday, February 03, 2005

Aus gegebenem Anlass

Μόνον γελα τών ζώων άνθρωπος
Denn Lachen ist allein des Menschen Art
Aristoteles, Über die Teile der Tiere, 3,10

Feiste Männer und alberne Frauen in bunten Kostümen, feixend und grölend an langen Tischen in einem riesigen Saal sitzend. Pappnase rules. Narhalla-Marsch. Der Wein/ das Kölsch/ das Alt fließt in Strömen, schlechte Zoten und langweilige, altbackene Späße von zweitklassigen Knallchargen in lächerlichen Kostümen auf der Bühne. Ohrenbetäubende Bumsfallera-Musik beschallt Polonaise tanzende Steuerprüfer/ Patentanwälte/ Zahnarzthilfen/ Eisenbieger auf dem Weg ins selbstherbeigeführte Alaaf- und Helau-Nirwana. Auf den Herrentoiletten treffen sich die Honoratioren mit den noch nicht Arrivierten auf ein Schwätzchen und klüngeln sich was. „Na, dat muß doch zu rejeln sein, meinen’Se nit?“ „Sischer dat, dat krieje mer hin“. Am Aschermittwoch ist alles vorbei, und die Abrechnung folgt. Kopfschmerzen, schlechtes Gewissen und die feste Absicht, nächstes Jahr einmal auszusetzen und mit der Familie in die Sonne zu fliegen.
Das kennt jeder. Das kennt vor allem jeder, der den Karneval ansonsten nicht kennt, denn beim Zappen bleibt man in der Session schon mal bei der einen oder anderen Prunksitzung hängen und verbringt Sekunden oder gar Minuten fassungslos und paralysiert ob so viel Stumpfheit, Anspruchs- und Schamlosigkeit vor dem Bildschirm, bis man zur Besinnung kommt und per weiterer Bedienung des Telecommanders in die Zivilisation zurückkehrt.
Aber genau hier liegt das Problem. Von keinem, auch nicht vom ethnologisch Interessiertesten ist zu verlangen, sich nach einem solchen Eindruck und Einblick in die Sitten und Gebräuche der rheinischen und süddeutschen Narrinnen und Narresen noch weiter mit diesem Thema zu beschäftigen. Abgehakt. Okay, die sind irgendwie anders, schon verstanden. Sollen die doch machen, was sie wollen, aber mich und das gewohnte Fernsehprogramm in Ruhe lassen. Unbenommen, zugestanden und eingesehen. Doch leider bleibt es eben selten dabei. Nur zu oft gründet sich auf derlei Erfahrungen, gepaart mit Frontberichten befreundeter Kriegsberichterstatter aus der Karnevalskrisenregion, eine tiefe Feindschaft, eine regelrechte Kluft von geradezu ideologischen Ausmaßen, die auch durch intensives Zureden und schlüssige Argumente nicht zu überbrücken ist. Wie sollte es auch möglich sein, da sie ja nur die Kehrseite des Karnevalsordens kennen, die dümmlich grinsende, alkoholgerötete Fratze der Unzurechnungsfähigkeit.
Doch eines steht fest: Karneval ist eine wunderbare Sache. Wenn man weiß, wie es geht. Und wie nicht, versteht sich. Doch das wissen wenn überhaupt nur diejenigen, die tatsächlich mutig und entschlossen genug sind, sich einmal auf das Abenteuer einzulassen. Sei es Zufall oder Interesse oder Arglosigkeit, die sie dazu bringt, einmal nicht aus der Region zu fliehen, wie sie es jahrelang praktizierten, oder überhaupt erst einmal anzureisen ins Zentrum des Treibens. Was würden sie sehen?
Sie würden sehen, daß hinter all der aufgesetzten Lustigkeit vieler Karnevalisten ein ernsthaftes Bemühen um Erlösung steht. Erlösung vom Alltag, von der Eintönigkeit des Lebens, von der alles regierenden Rationalität meinetwegen auch. Wildfremde Menschen sprechen miteinander, trinken, lachen, singen, küssen, verkleiden sich oder auch nicht, und weinen zusammen, wenn ihnen danach ist. Daß es dabei oft peinlich und gezwungen zu und zur Sache geht, liegt in der Natur derselben, spricht aber nicht dafür, das es nicht auch anders geht. Denn noch immer enthält der Karneval ein genuines anarchisches und unkontrollierbares Element, das verhindert, daß er nur noch als Sauf- und Fremdgeh-Alibi für verklemmte Bürohengste dient. Im Karneval ist alles möglich, und eben auch, daß sich ernstzunehmende und jeder Peinlichkeit abholde Menschen auf eine Weise amüsieren können, die es ihnen auch nach Aschermittwoch noch erlaubt, sich im Spiegel zu betrachten, ohne daß ihnen die Schamröte ins Gesicht steigen muß.
Seit dem Mittelalter diente der Karneval Menschen aller Schichten und Berufe als Ventil, ansonsten bestehende Schranken zwischen ihnen zu überwinden, und sei es nur für eine kurze, begrenzte Zeit. Dies war eine Illusion, die half, die bestehenden Verhältnisse abzusichern und zu garantieren. Der Narrenkönig Victor Hugos im Glöckner von Notre Dame war König für einen Tag. Er durfte sich der Täuschung hingeben, über all die Menschen, die den großen Platz vor der Kathedrale bevölkerten, zu herrschen. Seine Nachfahren sind all die Metzger und mittelständischen Unternehmer, die viel Geld ausgeben, um einmal Prinz zu sein, und für einige Zeit ein entsprechendes Foto in ihren Laden zu hängen. „Das karnevalistische Leben ist ein Leben, das aus der Bahn des gewöhnlichen herausgetreten ist. Der Karneval ist die umgestülpte Welt“, sagte der russische Literartheoretiker Michail M. Bachtin und bezog sich dabei vor allem auf François Rabelais’ wunderbaren Roman Gargantua et Pantagruel. Doch am Aschermittwoch ist alles vorbei und alles kommt wieder an seinen Platz. Ist dies ein Argument gegen den Karneval? Daß er eine Illusion ist und nicht real? Unsinn. Wir lieben James Bond-Filme, in denen ein stets gut gekleideter Herr Martinis bestellt, feindliche Agenten gleich reihenweise um- und Frauen in gleicher Frequenz flachlegt. Ist das keine Illusion? Ist es. Und zwar eine, die wir genauso durchschauen und goutieren können wie den Karneval. Nur eben Menschen nicht, die nicht gelernt haben, hinter die platten Fernsehbilder zu schauen, und zu ängstlich sind, sich wenigstens einmal auf dieses Abenteuer einzulassen.