Saturday, October 30, 2004

Warnung an mich selbst

Das Unglück des Junggesellen

Es scheint so arg, Junggeselle zu bleiben, als alter Mann unter schwerer Wahrung der Würde um Aufnahme zu bitten, wenn man einen Abend mit Menschen verbringen will, krank zu sein und aus dem Winkel seines Bettes wochenlang das leere Zimmer anzusehn, immer vor dem Haustor Abschied zu nehmen, niemals neben seiner Frau sich die Treppe hinaufzudrängen, in seinem Zimmer nur Seitentüren zu haben, die in fremde Wohnungen führen, sein Nachtmahl in einer Hand nach Hause zu tragen, fremde Kinder anstaunen zu müssen und nicht immerfort wiederholen zu dürfen: "Ich habe keine", sich im Aussehen und Benehmen nach ein oder zwei Junggesellen der Jugenderinnerungen auszubilden.
So wird es sein, nur daß man auch in Wirklichkeit heute und später selbst dastehen wird, mit einem Körper und einem wirklichen Kopf, also auch einer Stirn, um mit der Hand an sie zu schlagen.
(Kafka, Betrachtung)

Friday, October 29, 2004


Duisburg 2003 Posted by Hello

Thursday, October 28, 2004

Der Kommissar

Wunderbar, zu sehen, wie sich der Schleimbeutel Pöttering herauswindet und behauptet, dass er ja schon immer dafür gewesen sei, die gesamte Kommission erstmal zurückzuziehen. Hatte der nicht gestern noch erklärt, niemand dürfe wegen seiner religiösen Überzeugungen diskriminiert werden und damit für den Verbleib des Päpstlings und Schwulenhassers Buttoglione auf dem Posten des Innen- und Justizkommissars geworben?

Die Bildzeitung spricht sich für Bush aus. Mutig angesichts der Stimmungslage in Deutschland und Europa. Allerdings muss sie ja diesmal nicht nur deswegen Recht haben, weil sie ein einziges Mal nicht die populistische Karte spielt, sondern einen herausgeekelten EX-FAZ-Herausgeber seinen Ruhestand versüßen will, indem sie seine kruden Argumente millionenfach verbreitet.

Tuesday, October 26, 2004

Vögelmusik (revisited)

Musik ist etwas Wundervolles. Niemand weiß eigentlich genau, wie wundervoll. Das Wundervollste an Musik ist, dass sie immer anders ist. Ein und dasselbe Stück kann, in unterschiedlichen Momenten gehört, immer neu sein. Oh Gott, wie banal. Aber richtig.
Ich denke an Sabine. Weiß der Teufel warum, einige Tage vor jenem Abend durchfuhr mich der Gedanke an einen Artikel über Musik, die man beim Vögeln hört. Wer hört was, warum, wie lang, wozu, mit wem, unter welchen Umständen. Diesmal war es wichtig. Ich wollte auf jeden Fall das Richtige auswählen. Nach dem Restaurant waren wir bei mir. Sie war da, bei mir. Sie würde (wahrscheinlich) nicht gleich wieder gehen, wenn ich das Falsche auflegte, aber ich wollte auch kein unnötiges Risiko eingehen. Sie war im Bad. Ganz ruhig. Irgendwie dachte ich mir schon, dass sie länger brauchen würde, weiß auch nicht warum; ich hatte also Zeit und jede Menge unterschiedlichster Musik im Regal. So schwer konnte das einfach nicht sein. Ja, lächelte ich zu mir selbst, den Bolero hatte ich auch, aber in der Fassung für zwei Klaviere. Scheidet aus. Ich dachte auch, dass, wenn sie eben dieses hören wollte, ich sie vielleicht nach Hause geschickt hätte. Wer weiß. Gut, muss es überhaupt Klassik sein? Warum überhaupt hören Menschen, die Pavarotti noch vor wenigen Jahren für eine Schokoladenmarke hielten, beim Vögeln klassische Musik? Idee: der (potentiell) banale Akt wird durch den (angenommenen) Ewigkeitswert, das populäre Prestige klassischer Musik auf eine zeitlosere, erhabenere Ebene gehoben. Ja, könnte was dran sein, aber das gilt ja nicht für mich, ich höre das ja auch sonst. Aber weiß sie das? Ist das eigentlich wichtig? Delikate Güterabwägung. Was kann ich ihr zumuten. Ich würde so gern etwas von Mozart hören, mein Lieblingsklarinettenkonzert zum Beispiel. Sabine ist inzwischen in die Küche gegangen. „Sag mal, willst du auch noch einen Tee trinken?“
Okay, noch mal von vorn. Hatte ich ihr schon von „Frau zu verschenken“, meinem Lieblingsfilm, mit Gérard Depardieu erzählt, wo eben jenes Klarinettenkonzert eine zentrale Rolle spielt? Und wenn, würde sie sich überhaupt erinnern? Außerdem, wäre es nicht wichtiger und sinnvoller, ich würde langsam mal Kondome suchen? Okay, die sind in der Schreibtischschublade, also wieder zur Musik. Wenn ich sie nur ein wenig länger kennen würde, wüsste ich wahrscheinlich eher, was ihr gefällt, aber so, nach drei Tagen. Halt, hat sie nicht vorhin zwischen Dessert und Espresso von einem Konzert in der Philharmonie erzählt, das ihr so gefallen hat. Was war es doch gleich? Beethoven, irgendein Streichquartett. Na also, da hatte ich doch einiges. Kein spätes, Spaß muss sein. Doch andererseits... Wir werden schließlich gleich im Bett liegen, und das erste Mal wilden, wunderschönen Sex miteinander erleben. Ich wusste nicht, ob ich ihr am nächsten Tag noch die Marmelade beim Frühstück reichen wollte, aber die Option dazu sollte man sich schon erhalten, man weiß ja nie. Also, noch mal. Nein, Beethoven hört man, wenn man mindestens drei Monate zusammen ist, den Eltern des Anderen bereits vorgestellt wurde, und man weiß, dass man auch Sylvester zusammen verbringt. Soweit ist es einfach noch nicht. „Hast Du noch Brot da? Ich hab’ gerade Hunger bekommen, ich weiß auch nicht warum.“
Der größte Fehler wäre auf jeden Fall, ihr mit der Musik eine Liebeserklärung zu machen. Damit scheidet schon mal eine ganze Menge aus. Keine sanften Soul Hits, obwohl Roberta Flack bei meinem Karnevalsabenteuer Claudia große Wirkung erzielte (ganz unerwartet). Doch auf der anderen Seite, konnte man wirklich davon ausgehen, dass sie überhaupt darauf achtet, was Barry White so von sich gibt? Ging es nicht vielmehr um den flauschigen Instrumentalhintergrund; sollte ich es nicht fertig bringen, vermittels einiger häufig erprobter erotischer Taschenspielertricks sie vom Text der Musik ab- und zum wesentlichen hinzulenken? Also vielleicht besser gar keine Musik? Unsinn. Es geht ums Prinzip, die Herausforderung. Es kann doch nicht angehen, dass ich nichts passendes finde. Habe ich vielleicht zuviel Auswahl? Nein, ich brauchte nur eine Inspiration. In der Küche saßen die beiden schönsten Brüste diesseits des Rheins und verharrten stumm und anbetungswürdig, während der dazugehörige Mund ein Käsebrot aß und die Augen Zeitung lasen. Ich war für kurze Zeit aus dem Gleichgewicht gebracht, und zwang mich zurück zur Anlage. Nein, Klassik wird es nicht. Unweigerlich würde unser Geschlechtsakt etwas Feierliches, Abgeschlossenes bekommen. Geht einfach nicht. Sabine ist erst vierundzwanzig. Sie geht häufig tanzen und hat Freunde, die Djs sind. Wahrscheinlich ist House ihre Religion. Lass mich dein Hohepriester sein, raunte ich in Gedanken den Beinen in meiner Küche zu. Das habe ich aber jetzt gar nicht hier. Was habe ich überhaupt da an neuerer Musik? Genau, meine schöne Erdmöbel -CD. Nein. Sex dazu wäre wie, wie , wie... Fällt mir gar kein Vergleich ein, geht einfach nicht. Sie kommt ins Zimmer, das Käsebrot ist aufgegessen. „Kann ich mal kurz telefonieren?“
Am Samstag zuvor hatte ich noch mit einem Freund über den Orgasmus als Todeserfahrung gesprochen, und dass die Freude am Sex aus der kurzzeitigen Gewissheit erwächst, den Tod überleben zu können (während man aber gleichzeitig immer den Tod vor Augen hat, und man sich immer bewusst ist, dass der wirkliche Tod noch wartet. Trotzdem gibt sich ein jeder Mensch immer wieder gerne der Selbsttäuschung hin. Na ja.). Die Musik, die man vögelnderweise hört, wird so, ob gewollt oder nicht, gleichsam zum Requiem. Mit der richtig ausgewählten Musik müsste es doch zu schaffen sein, die existentielle Erfahrung des Orgasmus beträchtlich zu intensivieren, Tod hin, Tod her. „Schon möglich“, sagte mein Freund, „aber welche Musik sollte das sein?“ Das Gespräch war an einen toten Punkt gekommen, wir waren auch schon zu betrunken. Im Taxi überlegte ich, dass die Auswahl der Musik natürlich davon abhing, ob ich sie für eine oder mehrere Nächte wollte. Mit wem telefoniert Sabine eigentlich um diese Zeit? Also. Vor der endgültigen Festlegung auf die Musik muss ich mir selbst die Frage beantworten, was ich eigentlich von ihr will. Nun. Sie sieht unvergleichlich atemberaubend aus, ist klug und ich wollte sie (und mich) in jeder Nacht glücklich machen. Alles andere spielte eigentlich keine Rolle. Aha, sagte mein fieses Über-Ich, so ist das, das ist alles, wie wäre es mit irgendeiner Frank Sinatra - Schnulze? Nein, wie gesagt, ich weiß es einfach noch nicht, vielleicht wache ich morgen neben ihr auf und will sie heiraten, kann doch sein.
Denk doch mal nach, sagte es in mir. Du bist ja nun nicht gerade zum ersten Mal in dieser Situation, wie war es denn bisher? Hm. Immer anders. Ich habe mir da nie so wahnsinnig viele Gedanken drüber gemacht. Mal gab es Debussy, mal James Taylor, einmal wurde sogar Jacques Brel gewünscht, hatte ich keine Probleme mit. Sogar irgendeine Oper lief schon mal nebenbei, aber welche Auswirkungen das jetzt so konkret hatte, keine Ahnung. Egal, irgendwas stecke ich jetzt in den CD - Player. Ich habs ! „Lisboa. A soundscape portrait“ Eine ganze Stunde nur mit Straßengeräuschen aus Lissabon. Das ist genial. Das reicht von der Zeit. Ja? Oh Gott, nein, in Lissabon war sie im Sommer doch mit ihrem Ex -Freund. Ich werde gleich wahnsinnig, ganz bestimmt. „Hast Du eine Zahnbürste für mich?“
In mir gärt die Erinnerung an eine wunderbare Nacht. Katja. Ich habe sie nach Hause gefahren. Wir saßen eine dreiviertel Stunde im Auto und ich versuchte sie zu überzeugen, dass es doch total unsinnig sei, dass sie nicht mir schlafen wolle, weil ich „zu nett“ sei. Das sei doch ungerecht. Das sah sie irgendwann ein (oder auch nicht, es war ihr vielleicht einfach zu kalt im Auto). Katjas Wohnung hatte die letzten Jahrzehnte kultureller Entwicklung unbeschadet überstanden, ein museal konserviertes Jugendzimmer. Sie erzählte mir von ihrer Defloration, die ungefähr zwanzig Jahre zurücklag und welche Musik sie damals gehört hatte. „Nights in white satin“ von Moody Blues oder Pink Floyd’s „Wish you were here“, eins von beiden. Tja, das mag nicht der Gipfel der Poppmusikgeschichte gewesen sein, aber irgendwie gefiel auch mir der Gedanke, sich vermittels dieser Musik noch einmal als Vierzehnjähriger zu fühlen, nur dass es eben nicht beim Petting bliebe. Sie legte die Platte auf, und nach drei Minuten war der ganze Zauber vorbei. Sie wollte nicht mehr. Wir lagen nebeneinander und sie las mir aus ihrem Tagebuch vor. Es war wirklich zum Heulen.
Sabine lag inzwischen im Bett. „Was machst Du da eigentlich die ganze Zeit?“ „Ach, ich suche nur noch irgendwelche Musik.“ „Aha.“ „Irgendeinen besonderen Wunsch?“ „Nee.“ Die Situation geriet langsam außer Kontrolle. Ich machte eine gedankliche Notiz. Bis zur nächsten Frau wollte ich eine Kassette aufnehmen. Das Problem bestand schließlich auch darin, dass die verschiedenen Präliminarien des Verkehrs ihre eigene Beschallung forderten. Denn für das Vorspiel vor dem Vorspiel ist Barry White schon ziemlich unübertroffen. Ich sah mich um, Sabine lächelte mich an, in liebenswertem, wenn auch leicht überheblichem Einverständnis. „Weißt du übrigens, wie man die Preisschilder von den CDs gut abbekommt?“ „Nein“ „Mit einem Fön.“ „Aha.“ Nach Barry White bräuchte es etwas handfesteres. Lenny Kravitz, Prince zum Beispiel, auch gut als Blasmusik. Der abrupte Wechsel zu Mahlers Auferstehungssymphonie würde mich nicht schrecken, das Spiel könnte beginnen. Danach aber musste ein gewisser Rhythmus her, ich dachte an was aus Stevie Wonders Innervisions. Ja, das würde es tun. „Hast Du dich denn jetzt bald mal entschieden“ Mein Gott, was mache ich hier. Es durchzuckte mich der schöne Satz vom Künstleragenten Machetu in Anouilhs „Der Herr Ornifle“: „Mit einer schönen Frau ist es wie mit einer guten Suppe, man darf sie nicht kalt werden lassen.“ Genau das tat ich aber gerade. „Soll ich dir vielleicht helfen?“ Sie stieg aus dem Bett, hockte sich neben mich, gab mir einen Kuss aufs Ohr und zog eine Kassette mit Stevie Wonders Innervisions aus dem Stapel, den ich bereits auf dem Boden gebildet hatte. Wir sahen uns an und ich merkte innerhalb von zwei Sekunden, dass es mir nichts ausmachen würde, am nächsten Tag ganz früh aufzustehen, um Brötchen zu holen. Ich wollte schnellstens ihre Eltern kennen lernen, und die nächsten fünfzig Sylvester mit ihr verbringen. Wir hörten Stevie Wonder. Nach einigen Minuten gab es Bandsalat im Tape Deck, was aber nicht wirklich schlimm war.

Sunday, October 24, 2004

Träume

Ungeklärtes Rätsel (eines von vielen, aber sicher nicht das unwichtigste): Gibt es eine Möglichkeit, Einfluss zu nehmen auf den Inhalt der eigenen Träume? Gibt es Menschen, die das können? Jedenfalls wüsste ich momentan, was ich, wenn ich in vier Minuten im Bett liegen werde und in acht Minuten eingeschlafen sein werde, träumen will: nichts Bestimmtes, einfach mal nur etwas komplett anderes, als das, was man sonst so träumt. Vielleicht auch mal ein Traum, der einem keine Rätsel aufgibt am nächsten Morgen, sondern der einem einfach einen schönen Start in den Tag beschert. Das wäre doch mal was.

Nachtrag zum Essen: Die Torta di Pere e Mandorle ist etwas weich geraten, nächstes Mal sollte man es vielleicht mit mehr Eiweiß versuchen.

voll

Das war ein schönes Essen. Viel von allem. Und das Kalb war zart. Und der Wein war noch besser. Müdigkeit. Man könnte aber auch noch tanzen gehen.

Saturday, October 23, 2004


Edson Arantes do Nascimento *23.10.1940 Posted by Hello

Friday, October 22, 2004


Kalb Posted by Hello

Liebestheorie (I)

“THE stage is more beholding to love, than the life of man. For as to the stage, love is ever matter of comedies, and now and then of tragedies; but in life it doth much mischief; sometimes like a siren, sometimes like a fury. You may observe, that amongst all the great and worthy persons (whereof the memory remaineth, either ancient or recent) there is not one, that hath been transported to the mad degree of love: which shows that great spirits, and great business, do keep out this weak passion.” Francis Bacon, Essays, 1597

Ob das im Umkehrschluss bedeutet, dass auch jemand, der der Liebe nicht willentlich abgeschworen hat, sondern ihrer einfach nicht fähig ist, das Zeug zum „great spirit“ hat? I doubt it.

Telefonische Diskussion um A.s Geburtstagsessen morgen Abend. Konsens erreicht: Geschmorter Kalbsbraten auf toskanische Art. Mir obliegt der Einkauf und das Marinieren.

Wednesday, October 20, 2004


2 Tore in Anderlecht Posted by Hello

Le jeune Arthur Posted by Hello

Rimbaud *20. 10. 1854

Chanson de la plus haute tour

Oisive jeunesse
A tout asservie,
Par délicatesse
J'ai perdu ma vie.
Ah ! Que le temps vienne
Où les coeurs s'éprennent.

Je me suis dit : laisse,
Et qu'on ne te voie :
Et sans la promesse
De plus hautes joies.
Que rien ne t'arrête,
Auguste retraite.

J'ai tant fait patience
Qu'à jamais j'oublie ;
Craintes et souffrances
Aux cieux sont parties.
Et la soif malsaine
Obscurcit mes veines.

Ainsi la prairie
A l'oubli livrée,
Grandie, et fleurie
D'encens et d'ivraies
Au bourdon farouche
De cent sales mouches.

Ah ! Mille veuvages
De la si pauvre âme
Qui n'a que l'image
De la Notre-Dame !
Est-ce que l'on prie
La Vierge Marie ?

Oisive jeunesse
A tout asservie,
Par délicatesse
J'ai perdu ma vie.
Ah ! Que le temps vienne
Où les coeurs s'éprennent !

Tuesday, October 19, 2004

Torino

Seit heute gibt es einen Grund mehr, Pavel Nedved zu lieben.

Monday, October 18, 2004


Frenzy Posted by Hello

Nympholepsy ...

"an ecstasy or frenzy of emotion inspired by something or someone unattainable." Sehr schöner Begriff. Hab mich gefragt, wie „frenzy“ hier am besten übersetzt werden müsste. Schwierig. Das Wort „Verzückung“ ist ja nicht nur aus der Mode gekommen, sondern hat, wenn überhaupt noch gebraucht, doch etwas sehr alt-damenhaft Pudeliges an sich; außer in Besprechungen von Roland Kaiser- und Flippers-Konzerten kann man sich das Adjektiv nicht mehr so recht vorstellen. „Ekstase“ wäre dann das Pendant beim Dome oder anderen Kuscheltier-Entsorgungs-Veranstaltungen junger Mädchen, aber eben auch nicht recht vorstellbar als Begriff, der für einen Zustand gebraucht wird, von dem Edward Bulwer-Lytton mal sagte: "The most common disease of genius -the saddening for a spirit that the world knows not." Was denn nun, frenzy oder saddening? Das hört sich ja nun wieder nach etwas zutiefst Traurigem an. „Schockzustand“ wäre vielleicht neutraler, der kann ja verschiedene Ausprägungen haben, hat allerdings den Nachteil, dass er unwillkürlich einen Autounfall evoziert, der dem Schock voranging. „Raserei“ besitzt heute, wenn nicht gerade von Auto-Testfahrern die Rede ist, die Konnotation eines Amoklaufs, also auch nicht recht zu gebrauchen. Auch „Wahnsinn“ triffts nicht so recht, denn entweder meint er einen länger anhaltenden, klinisch relevanten unzureichenden Gesundheitszustand des Geistes oder aber — und das ist hier entscheidender — entbehrt seit dem November `89 gleich jedweder Bedeutung, seit ein jeder mit dieser Vokabel nur so um sich schmiss (eine der schönsten Kabarett-Erinnerungen: Dieter Hildebrandt und Gerhard Polt (?) unterhalten sich über die gerade stattgefunden habende Wiedervereinigung und tauschen nach wenigen Minuten nur noch das gebrüllte Wort „Wahnsinn“ aus“).
Schwierig also, und es dürfte kein Zufall sein, dass der Hitchcock-Film „Frenzy“ von 1971 wohl zu den ersten gehörte, der auch in Deutschland seinen Originaltitel behielt.

Da wir schon bei Filmen sind: http://www.artofjamesbond.com/ : großartige Seite mit sehr vielen Abbildungen von Bond-Filmplakaten aus aller Welt.


Sunday, October 17, 2004


Tanz Posted by Hello

Wochenendende

Die Hauptstadt der indonesischen Insel Flores heißt Ende, obwohl es, wenn man von Westen auf dem langgestreckten Archipel reist, es noch eine ganze Ecke ist, bis man wieder das Meer erreicht.
Die erste Hälfte des Wochenendexperiments ist abgeschlosssen. Erste Hälfte deshalb, weil es, wie ich bemerkt habe, nicht ausreicht, zu schauen, wie ein für mich normales Wochenende aussieht, also eines, vor dem und nach dem ich keiner geregelten Arbeit nachgehe. Brauche also zum Vergleich noch ein genau solches.
Menschen, die so etwas kennen, zu fragen, hat wahrscheinlich keinen Sinn, denn ihnen wird in der Regel der Vergleich zu meinen Wochenenden fehlen.
Freitägliche Party bei Z. war schön und lang, Essen zu viel, Wohnung eindrucksvoll.

Bremen verliert gegen Mainz, zwei reguläre Tore nicht gegeben; egal, das kümmert uns nicht, wenn wir am Ende der Saison wieder die Meisterschale in Händen halten.
Samstagabend mit Sabine zwei James Bond-Filme hintereinander gesehen, darunter der beste überhaupt, Diamonds are forever mit den beiden schwulen Killern, Mr. Kidd und Mr. Wint, von denen jemand zurecht schrieb: Two of the most inspired Bond characters. If only they hadn’t been killed at the end, they would have made superb returning characters.
Der Ur-Hai-Film, der momentan auf RTL läuft, dagegen ist ... ganz anders. Gottseidank ist Ralph Moeller aber ja ein so begnadeter, oscarverdächtig ausdrucksstarker, wandlungsfähiger und überzeugender Charakterdarsteller, denn sonst wäre es wirklich der allerletzte Dreck.

Friday, October 15, 2004

Beginn

Irgendwo muss man ja anfangen, warum also nicht gleich jetzt.
Kein besonderer Tag, aber immerhin Freitag. Nicht, dass das einen Unterschied machen würde für jemanden, dessen Arbeit nicht an Wochentage gebunden ist. Was also ist dran am Wochenende? Vielleicht das Wissen, dass die meisten anderen so etwas haben wie ein weekend, Vorfreude, Samstagvormittagseinkauf- Bundesliga schauen-Rausfahren-Party und/oder-Nichtstun-Stimmung. Also vielleicht hatte es wirklich einen guten Grund, warum Pippi Langstrumpf in die Schule gehen wollte, um endlich zu erfahren, was Sommerferien sind, obwohl Tommy und Annika dafür absolut kein Verständnis hatten.
Ich werde das dieses Wochenende überprüfen.